Der alte Stuhl in der Maske
die knarrenden Bretter
die angeblich die Welt bedeuten
die Gerüche, das Licht
mein Kostüm, meine Rolle
es ist alles wie immer
Nur ich nicht
ich will nicht
nicht schon wieder
nicht wieder das genau gleiche Theater
wie an jedem Tag
des letzten Jahres
und des Jahres davor
und davor
und davor
und davor…
Meine Maske sie drückt
seh sowieso nur einen Teil
der Welt da draussen
durch die winzigen Schlitze
die die anderen für meine Augen halten
höre sowieso nur wenige Geräusche
und die auch noch gedämpft und verfälscht
aber in den letzten Tagen
schwitze ich auch noch unter ihr
Bäche rinnen meine Wangen entlang
und versickern irgendwo am Hals
und die Tropfen auf meinen Lippen schmecken salzig
vielleicht sind es Tränen
meine eigenen Tränen
die ich trinke
immer und immer wieder
aber Salzwasser löscht den Durst nicht
und ich bekomme kaum Luft
unter meiner Maske
Doch gleich tönt der Gong
und ich muss hinaus
dem Protokoll gehorchen
die gleichen Schritte
die gleichen Bewegungen
die gleiche Litanei
und hunderttausend Augen
sehen zu
und wollen eine gute Vorstellung
Die gleiche Vorstellung wie gestern
eine endlose Schleife
bin gefangen in ihr
kann nicht sagen was ich will
kann nicht sein was ich bin
eine Puppe die aufgezogen wird jede Nacht
und ihr Stück spielt jeden Tag
nur der Körper altert ein wenig jeden Tag
der Geist gefangen
kann rufen, kann schrei’n
niemand wird es hören
denn auch alle anderen
tragen ihre Masken
jeden Tag
auf’s neue
endlos
Ist das Wirklichkeit?
Oder nur ein Traum?
Lebe ich?
Oder bin ich schon tot?